Noch einmal meld ich mich von unserem Weg durch die Schweiz um meinen „Endbericht“ (so hat Sepp das bezeichnet) abzugeben. Gestern haben wir noch einen Tag in Genf verbracht. Es hat den ganzen Tag geregnet, ohne Pause Schnürlregen. Wie waren wir froh, dass wir nicht mehr mit dem Rucksack unterwegs waren. So einen Regentag hatten wir zum Glück nicht am Weg.
Doch an das mit dem Sightseeing mussten wir uns auch erst gewöhnen. Wie immer ist die Stadt für Menschen die lange zu Fuß unterwegs waren eine Herausforderung: alles geht zu schnell, man steht immer am falschen Ort und den anderen im Weg herum, man kommt mit dem Schauen nicht nach und so laut ist es auch. Was mich verwundert ist, dass es uns schon nach nichteinmal drei Wochen so geht. Wir gingen durch die Einkaufsmeile und fragten uns wer das alles braucht. Markenbewußtsein ist ja nicht unsere Stärke, was für Genfer Touristen eher untypisch ist. Uns war in der gesamten Schweiz schon alles zu teuer aber zu welchen Preisen hier Uhren, Schmuck und Kleidung angeboten wird ist unglaublich.
Im Großkaufhaus haben wir statt Souvenirs unseren typischen Einkauf erledigt. Seit Jahren kaufen wir keine Mitbringsel mehr sondern kaufen für eine landestypische Jause ein bei dir wir unseren Lieben von der Reise erzählen. Das war so anstrengend dieses Gewusel auszuhalten, dass wir richtig geflüchtet sind und uns beiden danach richtig übel war.
Wir haben uns die Zeit genommen um die Kinder im Geschäft zu beobachten. Da gab es die typischen Weinkrämpfe und Wutausbrüche an der Kasse, müde Blicke und jede Menge genervte Eltern. Uns ist im Gegenzug beiden gleichzeitig ein kleines Kind eingefallen, dass wir zwei Tage zuvor dabei beobachtet haben wie es am Strand versucht hat von einem Stein zum anderen zu springen, wie die Augen dabei geleuchtet haben und wie es immer mutiger geworden ist. Der Vergleich könnte uns zu denken geben.
Interessant waren die beiden Museen: wir waren in einem Stadtmuseum, wo wir die Entstehung und Entwicklung der Stadt Genf interessant aufbereitet vermittelt bekamen. Das Rote Kreuz hat hier eine interessante Ausstellung über seine Aufgabengebiete. Hierzulande assoziieren wir das Rote Kreuz hauptsächlich mit Krankentransporten. Am meisten beeindruckt hat mich der Bereich der Familienzusammenführung, die Logistik die dahinter steckt und wie aktuell das auch heute noch ist.
Der Tag war eine schöne Abrundung unseres Weges. Länger hätte es Sepp nicht mehr ausgehalten – jetzt geht es endlich mit dem Zug nach Hause. Ich hätte vor dem Bahnhof schon gerne die Linkskurve genommen und wär noch ein Stück weiter in die wunderschöne Stadt Le Puy in Frankreich gegangen. Aber ich will nicht unverschämt sein – es waren wunderschöne Tage und ich weiß es sehr zu schätzen, dass Sepp diesen Weg durch die Schweiz mit mir geteilt hat, mir zuliebe!
Vieles am Weg ist auch einfacher zu zweit:
- es ist jemand da, der dir die Wasserflasche aus dem Rucksack gibt (die immer auf der falschen Seite steckt)
- das Anziehen der Regenpelerine geht zu zweit viel einfacher
- einige Utensilien braucht man nur einmal
- wenn es sehr weh tut, dann ist da jemand der eincremt und Mitgefühl hat
- wenn es brenzlich ist, ist es zu zweit leichter
- Zimmerpreise teilen sich auf zwei Personen auf
- man zeigt sich gegenseitig Dinge, die man alleine nie sehen würde
- …
Manchmal ist es aber auch alleine einfacher. Es soll schon Paare gegeben haben, die es nicht geschafft haben so lange miteinander zu gehen. Ich bin echt stolz auf uns beide, dass wir das so gemeistert haben. Wir haben viel gelacht, uns gegenseitig motiviert, unsere Stärken und Schwächen wieder erkannt, geliebt und gehasst. So wie in den letzten 31 Jahren haben wir bewiesen, dass wir Schwierigkeiten perfekt meistern und uns 100% aufeinander verlassen können. Also auf in die nächsten 31 Jahre!
Danke für diese Tage, für die großartigen Landschaften, die vielen Menschen die für uns gesorgt haben, für die Begegnungen und dafür, dass Gottes Segen uns begleitet und behütet hat!
Bilanz:
- 417,5 Kilometer
- sehr, sehr viele Höhenmeter
- 3 Paar Stoppeln der Wanderstöcke
- 3 Fieberblasen
- 2 Tuben Hirschtalg
- 0 Blasen an den Füßen
- die Franken, die wir hiergelassen haben, zählen wir nicht