In der letzten Woche war unendlich viel zu tun, Telefonate, Entscheidungen, Konzepte,…. von aufräumen, entschleunigen, usw. keine Spur! …. Alles Blödsinn, nur eine schlechten Ausrede dafür, dass ich mir nicht die Zeit genommen habe um in meinem Blog zu schreiben. Schon während der Woche habe ich überlegt ob ich das wirklich weitermachen möchte, wenn doch „eh keine Zeit dafür ist“.
Heute Morgen ein Kaffee und mit dem Laptop in den Garten um zu lesen, was denn die anderen so schreiben. Ich bin überwältigt über die vielen Blogs, die wunderschönen Texte, ich fühle mich beschenkt durch die wundervollen Formulierungen der andren. Besonders ein Blog hat es mir angetan – ich lese und fühle mich so verstanden, so berührt von den Formulierungen, Tränen steigen auf und kullern, dankbar für die Gabe anderer Menschenwesen die so mit Worten spielen können. Und da fährt es ein wie der Blitz – nicht mal ein Gedanke, es ist ein Gefühl, das ich so gut kenne, seit über 50 Jahren ist es da „Was glaubst du eigentlich von dir? Glaubst du wirklich, du könntest das so gut wie die? Was maßt du dir an? Halt doch den Mund und gib denen den Platz die wirklich gut sind? …“ und da könnte ich noch viel weiterschreiben …. Da taucht es doch immer wieder auf dieses Monster, dieser innere Schweinehund der versucht mich klein zu halten. Ich, die alte Sonja, versuche durchzuatmen, ihn anzulächeln und willkommen zu heißen „Hallo Schweinehund, dich gibt´s ja immer noch. Lange schon hab ich nicht mehr bewußt an dich gedacht. Du bist aber nicht gerade schwächer geworden, nur weil du alt wirst – hast mir in der letzten Woche aus dem Hinterhalt wieder so einige Prügel vor die Füße geschmissen – und ich habe es, wie schon so oft, nichteimal bemerkt.“
So jetzt seid ihr Zeuge eines inneren „Typisch-Sonja-Dialoges“ geworden. Ja aber genau das ist es, warum ich nicht mehr geschrieben habe. Da ist es wieder: das Gefühl nicht gut genug zu sein, anderen den Vortritt zu lassen, weil sie es doch viel besser können; der Anspruch perfekt sein zu müssen – der Kopf weiß schon, dass das alles Blödsinn ist, aber bis ich das vom Hirn ins Herz und in den Bauch bekomme vergehen oft viele Tage.
Während ich mit dem Kescher alte, halbverrottet Blätter aus meinem Gartenteich hole drängt noch eine Gewissheit ins Wort und ins Bewusstsein: ich habe begonnen den Blog wieder zu beleben, weil ich etwas für die anderen, die mit denen ich verbunden sein möchte, zu tun – da war zuwenig von meinem eigenen Bedürfnis dabei. Erst dann, wenn ICH etwas wirklich will, weil ich es auch für mich tue, kann es frei fließen. Das war mir nicht wirklich so bewusst: ich brauche das Niederschreiben meiner Gedanken, weil es mir Klarheit und die Verbundenheit mit euch bringt. Wer und ob jemand dieses Angebot das zu lesen annimmt oder nicht, soll nichts mit dem zu tun haben ob ich schreibe oder nicht.
Es ist so laut im Garten, ich sitze an meinem alten Tisch neben meinem Miniteich – mein Mann nennt ihn freudlos die „Grotenlockn“ = Krötenlacke, ich höre das Wasser kaum plätschern weil die Vögel wie verrückt laut sind, um mich herumflitzen als gäbe es mich gar nicht, immer ein Ziel im Auge – sie bauen an ihrem Nest am Dachbalken. Werde ich alt? Früher habe ich immer geglaubt nur die Alten schauen den Vögeln zu. Ich schau den Vögeln zu und erfreue mich an ihrer Lebendigkeit … und ich fische altes, versunkenes aus meine Teich, … und wenn ich jetzt so mit meinem leeren Kaffeehäferl auf der Gartenbank neben meinem fast fertigen Text im PC, einem Kübel voll Algen und Graußlichkeiten aus meinem Teich neben mir hier sitze und in mich hineinspüre, dann zappelt da ein kleines Fünkchen Freude an Licht, dass ganz laut schreit – ich schreib weiter, für mich und für euch und sogut ich es kann!!!
Ich hab euch lieb ihr da draußen und freu mich darauf euch wieder umarmen zu können – im Tonfall unserer ZiB-Moderatorin hört ihr mich sagen: „und so kriegen wir das hin …“
PS: meinen Schweinhund hat mir eine ganz liebe Freundin aus früheren Tagen gemalt und er hängt zur Mahnung immer in meinem Büro – so wie man sich eben ein Bild von lieben Verwandten aufstellt.