Auch heute wieder ein langer Spaziergang zum Ordnen der Gedanken. … und wieder ist die Natur ein so wundervoller Spiegel des Lebens: ich geh der Sonne entgegen und ich wundere mich aus manchen Perspektiven, weil sie zwar scheint und hervorblitzt, aber eigentlich hängt der Himmel voller dunkler, schwarzer Wolken. Doch den Blumen und den Vögeln ist das einfach egal was wir hier mit unseren Viren für Probleme haben – sie blühen und singen einfach weiter, als wäre alles gut!
Wirre Gedanken blitzen durch den Kopf und ebensolche Gefühle blitzen durch Bauch und Herz: Verunsicherung, Hoffnung, Überforderung und Zuversicht und vieles andere. Das erinnert mich an bereits gelernte Lektionen im Leben: als ich vor vielen Jahren mein Leben zwischen Tumordiagnose und zwei ganz kleinen Jungen zu meistern versuchte ist mir das gelungen, weil ich immer nur einen kleinen Schritt nach vorne im Blick hatte. Ich war nicht fähig auf Wochen oder gar Monate vorauszudenke, das hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen, aber wenn ich die nächsten Stunden und vielleicht den nächsten Tag versuchte zu meistern, dann war es möglich das Gute am Weg zu sehen und weiter zu gehen. – Wartet mal, könnte das nicht auch in solchen Tagen hilfreich sein? Ja, das kann ich, das gibt mir Sicherheit – das hab ich schon gelernt, also warum sollte ich es nicht wieder aufgreifen.
Meine Kontakte beschränken sich auf die Gespräche in der Familie und auf viele Telefonate, Mails und WhatsApps. Ich spüre die Kraft, die mir das vertraute plaudern mit einer meiner besten Freundinnen gibt. Wenn eine neue Nachricht aufblinkt mit dem Foto von mir lieben Menschen oder wenn großartige Kolleginnen mich anrufen um ihre Überlegungen, was wir zur Entspannung der Situation vorausdenken können, mit mir zu teilen, dann freu ich mich über den großartigen Kreis von wunderbaren Menschen mit denen ich meinen Weg teilen darf.
Aber dann gibt es auch jene Situation, wo ich mich frage warum man den Hausverstand in einem Supermarkt einsperrt, anstatt ihn einfach da draußen werkeln zu lassen. Ich weiß ich bin ungerecht, wenn ich Menschen nicht verstehen kann, die aus Angst vor Vorschriften (die nicht für diese Zeiten gemacht wurden) agieren. Es macht mich wütend, wenn man ältere Menschen einfach so entmündigt, ganz besonders dann, wenn es um meinen Vater geht.
Ich denke immer wieder darüber nach was ich tun kann, um hilfreich zu sein. Habt ihr vom „Flashmob sonoro“ gehört – das gefällt mir, so eine Vielfalt und so schöne Bilder. Soetwas ähnliches ist ja auch für morgen Abend bei uns um 18 Uhr geplant: jeder der ein Musikinstrument spielt soll sich ans offene Fenster stellen und spielen damit ein großes Konzert entsteht. Was werde ich denn da nehmen: das Klavier, das Akkordeon oder doch die Gitarre? Ich spiele nie vor anderen Menschen (außer am Heiligen Abend – ein unbewältigtes Kindheitstraume) aber da bin ich auch dabei – alleine der Gedanke daran mit vielen tausenden Menschen verbunden zu sein macht Freude. Ich fange an die Situation „zu genießen“ – der entstandene Druck on außen hat Prioritäten verschoben und ich beginne mich zu fragen, was von den Druckmachern ich in mein Leben zurücklassen möchten. …. Ich werde die nächsten Tage zum Nachdenken nutzen!
Passt gut auf euch auf!